Neue Ausgabe "IM SUCHER" zum Schuljahr 2024/25

von Markus Walder
02. September 2025

„Es kommt nicht darauf an, was man mitbringt, sondern was man daraus macht.“ Dieses Zitat stammt von Alfred Adler, dem Begründer der Individualpsychologie. Er hat in den 1920er Jahren zahlreiche Werke zu Fragen der Erziehung und Lehrerbildung veröffentlicht und war maßgeblich am Aufbau von Erziehungsberatungsstellen in Wien beteiligt. Der Hort hat die Aufgabe, die Eltern bei der (schulischen) Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen. Im Licht des obigen Zitats bedeutet das, den Kindern zu helfen, aus dem, was sie mitbringen, etwas Besonderes zu machen. Dazu gehört in erster Linie, den Kindern zuzuhören und ihre Fähigkeiten zu erkennen. Sodann braucht ein Kind die Ermutigung vonseiten der Erwachsenen, um die eigenen Talente zu entfalten. Bei diesem Gedanken kam mir eine Geschichte in den Sinn, die ich vor einigen Jahren gelesen habe: 
Eines Tages kam Thomas Edison von der Schule nach Hause und gab seiner Mutter einen Brief. Er sagte zu ihr: „Mein Lehrer hat mir diesen Brief gegeben und gesagt, ich solle ihn nur meiner Mutter geben.“ Die Mutter hatte Tränen in den Augen, als sie dem Kind den Brief laut vorlas: „Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine Lehrer, die ihn gut unterrichten können. Bitte unterrichten Sie ihn selbst.“ Thomas Edison wurde zu einem der größten Erfinder aller Zeiten. Viele Jahre nach dem Tod seiner Mutter durchsuchte er eines Tages – er war auch schon im höheren Alter – alte Familiensachen. In einer alten Schreibtischlade stieß er auf ein sorgfältig zusammengefaltetes Papier. Er faltete es auf und las, was darauf geschrieben stand: „Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir wollen ihn nicht mehr in unserer Schule haben.“ Edison wurde traurig und musste stundenlang weinen. Später schrieb er in sein Tagebuch: „Thomas Alva Edison war ein geistig behindertes Kind. Durch eine heldenhafte Mutter wurde er zum größten Genie des Jahrhunderts.“ 
Diese Geschichte regt zu vielen Gedanken an. Einen davon möchte ich mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, teilen: Thomas Edison hatte offensichtlich eine Mutter, die an ihr Kind glaubte. Wenn Kinder spüren, dass Eltern, Erzieherinnen und Lehrer an sie glauben, wächst daraus eine Kraft in ihnen, mit der sie ihre Talente entfalten und weiterentwickeln können. Damit Eltern an ihre Kinder glauben können, müssen sie ihre Kinder liebhaben. Diese Liebe eröffnet ihnen auch den Blick darauf, welche besonderen Talente in ihren Kindern verborgen sind. Eine solche Haltung verdankt sich dem Wissen, dass Kinder nicht allein das Produkt von Mutter und Vater sind, sondern dass sie ihre Existenz und ihr Leben einer höheren Macht verdanken. Deshalb tragen wir eine große Verantwortung für unsere Kinder und sind verpflichtet, alles in unserer Macht Stehende zu ihrem Schutz zu tun. 
 

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